1703 - „Ottenbeüre“ auf einem Kuperstich von Johann Stridbeck jun. (1665-1714)

Titel

1703 - „Ottenbeüre“ auf einem Kuperstich von Johann Stridbeck jun. (1665-1714)

Beschreibung

Der Ortsname ist mit „Ottenbeüre“ schon etwas sonderbar geschrieben, überhaupt ist die Schreibweise der Ortsnamen interessant: Ellern (heute: Eldern), Beglis (Böglins), Luipolds (Leupolz), Briechlis (Brüchlins), Nietters (Niebers), Repolds (Rempolds), Gutt (Gut), Bezesried (Betzisried), Attesried (Attenhausen; eine Einzeichnung von Attenhausen neben Eldern macht keinen Sinn), Alzried (Altisried). Die Positionierung von mehreren Orten ist falsch, z.B. wird Guggenberg nördlich von Stephansried angegeben.
Statt eines Maßstabes wurde eine durchschnittliche Reisegeschwindigkeit zum Maßstab erhoben bzw. eine Maßeinheit angegeben: Eine Stund Reisens und Eine Germania Teutsche Meil. Was um Memmingen abgebildet ist, konnte innerhalb von zwei Stunden erreicht werden („Memmingen, mit dero Gegend auf 2 Stund“).

Der Urherber, Johann Stridbeck der Jüngere (*1665 in Augsburg; †19. Dezember 1714 ebenda), war laut Wikipedia-Eintrag wie sein Vater ein deutscher Zeichner, Kupferstecher und Verleger. Vater und Sohn waren die ersten bedeutenden Atlasverleger im deutschsprachigen Raum, die viele Karten und topographischen Werke fertigten.

Ein Artikel von Prof. Dr. Nikola Roßbach (Uni Kassel) behandelt das Kartenwerk. Sie schreibt:

Die meisten Stiche widmete Stridbeck seiner Heimatstadt Augsburg. Auf die Umgebungskarte „Augspurg mit der Gegend auf 2 Stunden etc“ folgt eine Karte der Stadt „Memmingen“. Der dramatische Unterschied in der Detailkenntnis örtlicher Verhältnisse sticht im Vergleich mit den Augsburg-Stichen frappant ins Auge: Das Zentrum im Inneren der eingezeichneten Stadtmauer wird vom Kartographen nur flüchtig skizziert, nicht beschriftet, regelrecht leergelassen. Zwei weitere Stiche zu Memmingen schließen sich an: eine weitere Draufsicht mit Randkommentar zu Stadtgeschichte und -besonderheiten („Memmingen“) sowie eine unkommentierte Umgebungskarte („Memmingen, mit dero Gegend auf 2 Stund.“)

Literaturzitat:
Stridbeck, Johann: Curioses Staats und Kriegs Theatrvm Dermahliger Begebenheiten in Francken und Schwaben durch Unterschiedliche Geographische, Hydrographische, Topographische, Chronologische, Genealogische, Historische &c. Carten, Abrisse, und Tabellen Erlæutert und zu Bequæmen Gebrauch usgefertiget, Augsburg (Avgspvrg), (1703)

Der Erstdruck liegt in vier Bibliotheken vor: der Anna Amalia Bibliothek Weimar, der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel, in der Staatsbibliothek zu Berlin und in der Universitätsbibliothek der Ludwig-Maximilians-Universität München.
Eine weitere Auflage erschien lt. Dr. Roßbach unter dem Titel Curioses Staats und Kriegs Theatrvm Dermahliger Begebenheiten in Francken, Schwaben, Bayern, Tyrol &c., (Augsburg), (ca. 1700).

Die hier abgebildete Karte konnte im Dezember 2014 in Frankreich angekauft werden und wird von Helmut Scharpf zur Verfügung gestellt. Eine weitere Memmingen-Karte aus dem besagten Atlas muss erst noch bearbeitet werden. Das Originalformat beträgt 31x19 cm. Das Vorschaubild zeigt nur einen Ausschnitt um Ottobeuren, die Gesamtkarte (Reiter daneben) ist in höherer Auflösung abrufbar (1000 dpi), die leeren Kartenränder wurden allerdings etwas gekürzt.

Letzter Eintrag im virtuellen Museum für 2014!

Urheber

Johann Stridbeck

Quelle

Helmut Scharpf

Verleger

Helmut Scharpf

Datum

1703-02-02

Rechte

gemeinfrei