1940 – Lokschuppen und Betriebsgelände am Bahnhof Ottobeuren

Titel

1940 – Lokschuppen und Betriebsgelände am Bahnhof Ottobeuren

Beschreibung

Ein qualitativ hochwertiges Foto des Lokschuppens in Ottobeuren, das laut Beschriftung im Jahre 1940 – vermutlich als Glasplatten-Negativ im Grossformat 13 x18 cm im Auftrag der Reichsbahn-Direktion Augsburg – aufgenommen wurde, konnte im Dezember 2023 von der Gemeinde Ottobeuren angekauft werden. Von diesem Negativ wurde (mind.) ein Abzug hergestellt, bevor die Augsburger Bestände in den sechziger Jahren vernichtet wurden. Der Lokschuppen diente nicht nur zum Abstellen von Lokomotiven, sondern war gleichzeitig auch Wohnhaus und Übernachtungsgebäude für Lokführer und Schaffner.

Engelbert Miller vom „Günztal-Museumsbahnvereins Ottobeuren“ hat recherchiert:
Wer anfangs in dem Wohnhaus wohnte, konnte noch nicht in Erfahrung gebracht werden, zu Kriegszeiten wohnte dort die Familie Link. Papa Georg Link war Schuppenwärter und musste die Lokomotiven vorheizen und herrichten usw., Sohn Georg war Heizer auf der Dampflok und gründete später das bekannte Ottobeurer Fuhrunternehmen. Bruder Rupert Link wurde Fahrdienstleiter bei der Eisenbahn (seine Spur hat sich dann verloren). Anschließend wohnten dort Herr und Frau Schwarz; sie kamen aus Westerheim da man dort ihr Wohnhaus (Po 12) abgerissen hat. Xaver Schwarz war lange Jahre der Güterbodenarbeiter in unserer Güterhalle, da man – nach Umstellung des Betriebs auf Dieseltriebwagen – den Lokschuppen nicht mehr benötigte. Später bezog Familie Raab die Wohnung.

Eine wunderbare Darstellung des gesamten Bahnhofsareals Ottobeuren von Richard Leiner zeigt den Ist-Zustand anno 1968. Aufgebaut ist die Anlage im Vereinsheim des „Güntal-Museumsbahnvereins Ottobeuren“ im ehemaligen Güterschuppen nördlich des Bahnhofsgebäudes.
Beim Nachbau hat Herr Leiner auf höchstmögliche Detailtreue geachtet, er schreibt: „Die Gebäude entstanden in Eigenbau nach historischen Original-Plänen und Fotos. Die Dachziegel vom Lokschuppen bestehen aus ca. 4500 einzeln geschnittenen und dann aufgeklebten Pappschindeln.“ Der Original-Gleisplan von 1965 wurde „mit Lenz-Gleismaterial zu 98% maßstäblich umgesetzt“.

Wir bemühen uns, die Fotos im Original zu erhalten und direkt im virtuellen Museum einzustellen.
Herr Leiner wohnt – angeblich – mittlerweile in Kaufbeuren. Die Anlage wurde im Spurnull-Magazin in zwei Teilen thematisiert und kann online aufgerufen werden:
Teil 1 und Teil 2

Bilder von der Eröffnung der Nebenbahn Ungerhausen – Ottobeuren im Jahr 1900 sind bereits auf OMG, Herr Leiner hat folgenden kurzen Abriss der Geschichte der Bahnlinie im „Spurnull-Magazin“ eingestellt:
„Nach langen Diskussionen über Wirtschaftlichkeit und Trassenführung begannen am 15. Mai 1899 die Bauarbeiten. Obwohl im Winter 1899/1900 ein gewaltiges Hochwasser der Günz einen Teil des fertigen Bahndamms wegspülte, konnte die Strecke am 22. Oktober 1900 feierlich eröffnet werden. Am 1. Oktober 1972 wurde der Personenverkehr eingestellt. Danach wurde nur noch Güterverkehr zum einzigen Tarifpunkt Ottobeuren abgewickelt. Doch nach dem stetigen Rückgang des ohnehin spärlichen Frachtaufkommens, dem Wegfall der über viele Jahre hinweg verkehrenden Pilgersonderzüge (mit je einer BR 218 an den Zugenden) sowie der Streichung der Inter-City-Sonderzüge von München zu den Ottobeurer Konzerten wurde der Gesamtverkehr am 1. Oktober 1996 schließlich stillgelegt.“

Auf der Strecke der Nebenbahn verläuft seit 14.11.2019 der db-Günztalradweg Ottobeuren - Westerheim. Am 29.11.2023 wurde die Güterhalle Hawangen abgerissen (s. Foto).

Urheber

unbekannt

Quelle

Ankauf für das Gemeinde-Archiv Ottobeuren

Verleger

Helmut Scharpf

Datum

1940-07-01

Rechte

gemeinfrei