1947 - Blick von der Schelmenheide auf die Basilika, Ölbild von Otto Steiner

Titel

1947 - Blick von der Schelmenheide auf die Basilika, Ölbild von Otto Steiner

Beschreibung

Der gemalte Blick vom nordwestlichen Rand des Schelmenheider Waldes auf die Basilika wurde 1947 fertiggestellt. Es ist eines der frühesten Gemälde von Otto Steiner (29.02.1924 - 14.12.2010; jeweils in Ottobeuren).

Die Not war so groß, dass die Farben ganz der Natur entnommen werden mussten. Zusammen mit seiner Freundin Vikoria Pfister (gebürtig in Apfeltrach; Heirat August 1953) sammelte Otto Steiner Wurzeln, Blätter, Pilze, Harz und Rinde, um daraus Farben für sein Bild (Format ca. 18 x 29 cm) zu gewinnen.
Steiner wollte nach der Schule zunächst Schreiner werden, er war dafür aber wahrscheinlich zu schmächtig und wurde nicht genommen. Zunächst ging er bei Friseur Bucher in der Alexanderstraße in die Lehre, dann kam ihm aber - über den Arbeitsdienst - der Kriegsdienst in die Quere. Zweimal wurde er verwundet. Schon als Kind hatte er modelliert und gerne gezeichnet und selbst im Lazarett bildete er sich künstlerisch weiter und malte viel.

Von Otto Steiner sind über 2700 Zeichnungen überliefert, ca. 60 Plastiken, die Zahl der Farbbilder ist unklar (vielleicht um die 100?). In Ottobeuren sind Werke von ihm auch im öffentlichen Raum zu sehen, so in der Klosterwaldstraße (am Haus von Viktorias Eltern), in der Thalheimer Straße (1963) und in der Bahnhofstraße (jeweils: Scheule). Auch: das Zunftsymbol der Metzgerei Högg am Marktplatz (ca. 1950/52, ausgemalt von Maler Georg Zettler; dem Vater des späteren Gemeinderats und Malermeisters Reinhard Zettler) oder die Piktogramme am Rathausturm (gemeinsam mit Grafiker Walter Geiger entstanden).

Auf dem Schelmenheide-Bild ist der Standort nicht ganz klar; eventuell ist der Blickwinkel vom nordwestlichen Ende des heutigen Golfplatzes entstanden, die linke Heckenreihe könnte den Verlauf des Boschachbaches zeigen. Bei den abgebildeten Personen handelt es sich um Viktoria und Otto.
Für die Vorlage zum Blumenstrauß-Stilleben („Feldblumenstrauß“, Format ca. 45 x 55 cm, auch etwa 1947 entstanden) hat Viktoria auf den Wiesen zwischen Eldern und der Fischzucht Ripfel Blumen gepflückt: Margeriten, Mohn- und Kornblumen, Enziane, Gräser und Getreide-Ähren.

Frau Viktoria Steiner sei für ihr Einverständnis zur Reproduktion (Helmut Scharpf, 06/2016) herzlich gedankt.
Hier noch einige biografische Angaben. Am 28. Februar 2014 fand eine Ausstellung statt, die im virtuellen Museum bereits dokumentiert ist. Auch zu seinen Lebzeiten fand bereits eine Ausstellung im Haus des Gastes statt (18.07. - 01.08.2003, Titel „Schöpfung im Bild“). Eine gewisse Ähnlichkeit mit Werken von Erich Schickling mag dadurch herrühren, dass beide Künstler in München beim selben Professor studierten.

Kurzbiographie des Künstlers Otto Steiner
Otto Steiner wurde am 01.03.1924 als siebtes Kind von Maria und Joseph Steiner im Grünen Winkel in Ottobeuren geboren. Sein Vater war Schuhmachermeister und stellte unter anderem Reitstiefel für die Wiener Reitschule und andere her.
Als er sechs Jahre alt war starb sein Vater und er wurde zum Kühe hüten auf einen Bauernhof (Vögele, heutige Guggenberger Straße) geschickt. Nach der Schulzeit machte er eine Lehre und wurde nach der Gesellenprüfung in den Arbeitsdienst einberufen. Nach einer kurzen Grundausbildung kam er in den Krieg und wurde Meldereiter bei den Gebirgsjägern in Russland. 1943 kam er nach einer schweren Fußverletzung nach Deutschland ins Lazarett. Schon als Kind hatte er modelliert und gerne gezeichnet, und auch im Lazarett bildete er sich künstlerisch weiter und malte viel. Nach seiner Genesung wurde er erneut nach Russland zu seiner Einheit geschickt und ritt dort als Meldereiter über zwölftausend Kilometer durch das Land. Bei Kriegsende kam er in russische Gefangenschaft aus der er kurz darauf floh. Nach langer und schwerer Flucht zu Fuß gelangte er in die damalige Tschechoslowakei und erreichte nach Wochen das russisch besetzte Urfahr.
Zu Beginn des Jahres 1947 erhielt er einen Pass und konnte somit nach Deutschland zu seiner Mutter und seinen Geschwistern zurückkehren. Da in der Zeit nach dem Krieg keine Farben vorhanden waren, sammelte er Rinde, Früchte, Harz, Blätter, Wurzeln, Moose und Pilze und stellte hieraus selbst mit Leinöl die Farben für seine ersten Werke her. Für Holz- und Wandmalereien verwendete er Kasein. Im Frühjahr 1948 bestand er die Aufnahmeprüfung der Akademie der bildenden Künste in München. Während seines Studiums erhielt er mehrere Auszeichnungen, eines seiner Werke wurde bei der Biennale in Venedig aufgenommen. Er gestaltete einige Wandmalereien in der hiesigen Region, u. A. an der Lindenschule in Memmingen, und bemalte die Decke der Marienkirche in Unterkammlach.
Im August 1953 heiratete er Viktoria Pfister. Die Trauung wurde von Abt Vitalis Maier vollzogen. Dieser sowie auch Pater Maurus Zech unterstützten ihn zu Beginn seines Studiums. 1954 zog er mit seiner Ehefrau nach Bad Godesberg um als Kunsterzieher am Aloisiuskolleg zu arbeiten. An dieser Schule unterrichtete er bis zu seinem Ruhestand 1989 Kunst und Werken. 1956 kam die Tochter Evelyne und 1959 der Sohn Martin auf die Welt. Neben seiner Tätigkeit als Lehrer malte und zeichnete er und veröffentlichte außerdem ein Buch („Das verzauberte Bild“, 1999) und mehrere Gedichtbände, welche er selbst illustrierte. Ausstellungen seiner Werke fanden in Bad Godesberg, Bonn, Köln, Düsseldorf, Paris, Dortmund, Noordwijk, Ottobeuren und Losheim im Saarland statt.
2004 zogen Otto und Viktoria Steiner von Bad Godesberg zurück nach Ottobeuren, wo er am 14. Dezember 2010 im Alter von 86 Jahren starb.