05.08.2021– Jahreshauptversammlung des „Veteranen- und Soldatenvereins Ottobeuren“

Titel

05.08.2021 – Jahreshauptversammlung des „Veteranen- und Soldatenvereins Ottobeuren“

Beschreibung

Ottobeurer Veteranen halten Rückschau
Die Entstehung des Vereins geht auf den Krieg gegen Frankreich 1870/71 zurück. Für den 13. August 1871 lud der damalige Bürgermeister Georg Mahler „zu Ehren der aus dem großen Kampfe mit Frankreich zurückgekehrten tapferen Krieger unserer Markt- und Pfarrgemeinde zu einem Dank- und Freudenfest“. In der Pfarrei gab es am 28. September 1871 einen Gedenkgottesdienst, Pater Hermann Koneberg hielt an dem Tag anlässlich der Gründung eines „Veteranen-Jahrtages“ eine Rede, die sogar gedruckt wurde und bei der Staatsbibliothek abrufbar ist („Vergesset der gefallenen Brüder nicht!“). Noch am selben Abend wurde der „Veteranen-Verein Ottobeuren und Umgebung“ gegründet, Koneberg wurde Gründungsvorsitzender.
Eigentlich könnte der „Veteranen- und Soldatenverein Ottobeuren“ – so sein heutiger Name – deshalb sein 150-jähriges Bestehen feiern, nachdem aber bereits die Jahresversammlung 2020 ausfallen musste, entschieden sich die Teilnehmer der Versammlung 2021 gegen solche Pläne.

Die Mitgliederzahl lag 2005 noch bei 76, zur Versammlung Anfang August zählte der Verein nurmehr 34 Mitglieder: drei davon Kriegsteilnehmer, 25 Soldaten und Reservisten sowie „sechs sonstige Mitglieder“. 1. Vorsitzender Franz Josef Utz berichtete von den Vereinsaktivitäten seit 2019. Ein wichtiger Fixpunkt im Vereinsleben ist der Volkstrauertag, das Kriegerdenkmal wird hergerichtet wird, eine Mahnwache aufgestellt, ein Kranz niedergelegt. Der Hl. Georg am Kriegerdenkmal wurde von Kamerad Anton Rothärmel – ehemaliger Steinmetzmeister – renoviert, die dafür anfallenden 540 Euro Kosten trug die Gemeinde. 2020 war keine Versammlung am Denkmal möglich, es gab nur ein Amt in der Basilika mit Totengedenken, auch die Weihnachtsbesuche konnten nicht in gewohnter Weise stattfinden.

Bürgermeister German Fries nutzte die Versammlung zu seinem – wie er sagte – „ersten Grußwort seit eineinhalb Jahren“. Er verwies auf den gerade abgeschlossenen Abzug der deutschen Truppen aus Afghanistan. In den 20 Jahren hätten sie „viel Gutes getan“. Dem Veteranenverein sprach er eine „große Verantwortung“ zu, denn es gehe nicht um Waffen, sondern um das Erinnern. Laut Utz befasst sich der Verein „mit der dunklen Vergangenheit“, der Frieden sei „zerbrechlich“.

Dem Erinnern wurde auch während der Versammlung nachgegangen: Vorsitzender Utz und Schriftführer Michael Kutter erinnerten an die beiden seit 2019 verstorbenen Vereinsmitglieder Erich Frisch und Otto Maurus, es wurde jeweils ein ausführlicher Lebenslauf verlesen. Beide mussten 1943 zur Wehrmacht einrücken, beide wurden im Krieg schwer verletzt.

Ein wesentlicher Teil des Vereinslebens besteht in der Kontaktpflege, es fanden zwei Besuche zum 80. Geburtstag und – bei Gerhard Handl – einer zum 90. Geburtstag statt. Auch Krankenbesuche werden abgestattet. Andere Aktivitäten bestehen oft aus Renovierungsarbeiten: Aus Gründen des Brandschutzes musste z.B. im Kloster der Fahnenschrank geräumt und entsorgt werden. Die Fahnen – Artilleriefahne, Gebirgsjägerfahne und die Vereinsfahne – fanden in einem neuen Schrank Platz.

Kassenwart Georg Altenried verlas den Kassenbericht: Mit 7.269 Euro war man ins Jahr 2019 gestartet, Einnahmen ergaben sich in erster Linie über den Einzug der Mitgliedsbeiträge und durch den jährlichen Zuschuss der Gemeinde von 300 Euro für den Volkstrauertag. Ende 2020 lag der Kassenstand bei stolzen 8.047 Euro. Richard Heinz und Helmut Gehring hatten die Kassenprüfung übernommen, Herr Heinz stellte dem Kassenwart ein vorbildliches Zeugnis aus und bat um Entlastung des gesamten Vorstands. Diese erfolgte einstimmig.
Herr Altenried hatte im Vorfeld der Versammlung um seine Entlassung aus dem Vorstand gebeten, stellte aber im Gasthaus Engel klar, er lasse den Verein auch künftig nicht im Stich. Nachdem sich auf mehrfaches Anfragen kein anderer Kandidat zur Übernahme des Postens als Kassenwart bereiterklärte, stellte sich der Schriftführer „wohl oder übel“ bereit und wurde einstimmig als Nachfolger Altenrieds gewählt; Michael Kutter übernimmt damit gleich zwei Vorstandsposten.

Nachdem schon vor Beginn der Versammlung ein entsprechendes Foto gemacht wurde, klärte Helmut Scharpf vom virtuellen Museum die Anwesenden über die ausgestellte Veteranentafel auf. Sie lagerte jahrzehntelang im Dachboden des ehemaligen Gasthauses Steiner in Wolferts, wurde von Ralf Jäger zur Verfügung gestellt und von Hans Müller restauriert. Obwohl die Tafel der Gemeinde Haitzen vermutlich noch 1918 – also vor über 100 Jahren – angefertigt wurde, stellte sich im Engel heraus, dass einer der Anwesenden darauf einen nahen Verwandten wiedererkannte: Benedikt Eichele (*08.03.1932, †01.04.2022) entdeckte unter den 67 abgebildeten Männern seinen Vater Max Eichele!
In der Traditionswirtschaft „zur Blauen Traube“ (beim „Lutz“), die 2017 abgerissen wurde, hätte die Tafel sicherlich gut gepasst; dort war zuletzt auch der Versammlungsort des Vereins. Es gibt in Ottobeuren heute nicht mehr viele Orte, die sich für solche Exponate eignen. Neben dem Gasthaus Engel“ wird sie zur Abwechslung auch im Eingangsbereich des Wirtshauses am Markt hängen.

Der Veteranen- und Soldatenverein Ottobeuren ehrte verdiente Mitglieder (s. Foto): Kurt Heinrich und Gerhard Handl, wurden zu Ehrenmitgliedern ernannt, fünf Mitglieder wurden für 50-jährige Mitgliedschaft mit Urkunden – früher gab es sogar goldene Ehrennadeln – geehrt: Helmut Gehring (*03.01.1943, †25.09.2021), Günther Ottopal, Peter Krug, Philipp Schneider und – in Abwesenheit – Richard Fischer.

Nach den Ehrungen schloss Franz Josef Utz die Versammlung mit dem Wahlspruch „In Treue fest“, die Teilnehmer pflegten noch eine gesellige Runde und ließen sich Wollwürste mit Kartoffelsalat schmecken.

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In Maria Steinbach (bei Lautrach) gibt es im Herbst eine Veteranenwallfahrt, in Mussenhausen am 1. Mai ein regionales Kameradschaftstreffen. Wie lange der Ottobeurer Verein aufgrund der stetig sinkenden Mitgliedszahlen noch Bestand haben wird, steht in den Sternen. Solange es noch ehem. Kriegsteilnehmer gibt, kann man den Verein nicht auflösen“, so Franz Josef Utz in einem Telefonat im Nachgang der Versammlung.

Die Abtei Ottobeuren zahlte für alle Klosterbrüder, die dem Verein angehören wollten, eine Pauschale. Auch als Mönch wurde man als Soldat einberufen. Um die Jahrtausendwende gehörten Pater Winfried Stenke und Pater Hermann Orf dem Verein an sowie Frater Gebhard Mathies. Seit dessen Tod am 24.07.2012 gehören dem Verein nurmehr weltliche Mitglieder an.

Eine Liste der Vereinsvorsitzenden von 1871 bis 2021 finden Sie hier.

Urheber

Helmut Scharpf

Quelle

Helmut Scharpf

Verleger

Helmut Scharpf

Datum

2021-08-05

Rechte

gemeinfrei