29.06.2025 – Festakt „80 Jahre Ende des Zweiten Weltkrieges in Europa“
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Festakt „80 Jahre Kriegsende“ im Rupert-Ness-Saal des Klosters Ottobeuren am 29.6.2025
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Begrüßung durch Pater Christoph Maria Kuen, Prior-Administrator der Benediktinerabtei Ottobeuren
Ein herzliches Grüß Gott, darf ich allen sagen. Willkommen in unserem Haus, das heute mehr sein möchte als nur ein schöner Rahmen, denn es ist ein Denkmal des Christentums. Es zollt vom Christentum hier, es spricht von christlichen Werten, auf denen das Abendland ruht.
In diesem Europa, in dem wir leben, hat das Christentum viel bewirkt und ich hoffe, wir können auch weiterhin viel beitragen, zu Frieden, Gerechtigkeit und und und.
Ich darf unseren Ehrengästen ein besonderes Grüß Gott sagen: zuerst einmal Herrn Magnus Brunner – österreichischer EU-Kommissar für Inneres und Migration. Schön, dass Sie da sind!
Herrn Markus Ferber, Mitglied des Europäischen Parlaments, Ehrenvorsitzender der CSU Schwaben, Vorsitzender der „Stiftung europäische Kulturtage Ottobeuren“.
Dr. Florian Dorn, Mitglied des Bundestages, Wahlkreis Memmingen-Unterallgäu; Alfons Weber,
Stellvertretender Bezirkstagspräsident des Bezirks Schwaben. Herzlich willkommen! Josef Miller, Staatsminister a.D., unserem Hause ganz besonders gewogen. Vielen Dank für alles.
Ein herzliches Grüß Gott auch dem Zweiten Bürgermeister Markus Albrecht sowie dem Dritten Bürgermeister Marc Michls.
Grüß Gott, auch besonders Thorsten Frank (Landesvorsitzender der Europa-Union Bayern), Walter Göbl (Stellvertretender Landesvorsitzender der Europa-Union Bayern), Manfred Ecker, Vorsitzender der Europa-Union Oberallgäu; Waltenhofen) und Edith Oszlári (Mitglied im Landesvorstand), Gattin des 2016 verstorbenen Lajos Oszlári (Vorsitzender der Europa-Union, Kreisverband Memmingen).
Ich habe ihn reinlaufen sehen: Grüß Gott Dr. Ivo Holzinger, Oberbügermeister a.D. der Stadt Memmingen. Und Bernd Schäfer – bei der Messe habe ich eben schon gesehen – Bürgermeister a.D. Ottobeuren
Daniel Gastl, seit 1.12.2024 Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Schwaben-Bodensee, Partner für die Ottobeurer Konzerte und seinen Vorgänger, Thomas Munding.
Ich darf begrüßen die Vertreter der Presse: Markus Raffler, Redaktionsleiter des Allgäuer Zeitungsverlages Kempten, Helmut Kustermann, seit 2018 kehrte Leiter des Ressorts Allgäu-Rundschau und Mitglied der AZ-Redaktionsleitung, Brigitte Unglert-Meyer, Lokalredaktion Memminger Zeitung und „Ottobeuren Life“, Manfred Schilder, Oberbürgermeister a.D. der Stadt Memmingen und Memminger Kurier, und Helmut Scharpf, Redaktion „Ottobeuren macht Geschichte“ – herzlich willkommen!
Außerdem heiße ich willkommen: Gemeinderäte der Marktgemeinde Ottobeuren sowie die Kuratoriumsmitglieder der „Stiftung europäische Kulturtage Ottobeuren“, Bürgermeister aus dem Landkreis Unterallgäu, Vertreter von Veteranen- und Soldatenvereinen, Vertreter von Partnerschaften aus dem Unterallgäu und Vereinsvorstände aus der Verwaltungsgemeinschaft Otto – herzlich willkommen!
Natürlich würde ich jeden auch ganz persönlich hier willkommen heißen. Ich kann nicht jedem die Hand schütten, aber ich glaube, das möchten Sie auch gar nicht – ich bin heute schon zum dritten mal durchgeschwitzt! Entschuldigen darf ich Herrn Landrat Alex Eder, er lässt herzlichen grüßen. Schließen darf ich mit einem Dank an die drei reizenden Damen, die für uns musizieren – eine Kostprobe durften wir ja schon hören: Karina Polyfka (Klavier), Kathrin Lapsit-Hanel (Blockflöte) und Edit Gazsarovszkyné Varga (Querflöte).
Jetzt freue ich mich auf gute Worte in einer herausfordernden Zeit und wünsche ich Ihnen „ein kühles Lüftchen um die Nase“!
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Magnus Brunner, österreichischer EU-Kommissar für Inneres und Migration: „Zusammenhalt und Demokratie als Friedensschirm Europas“
Sehr geehrter Pater Prior, sehr geehrte Damen und Herren, Herr Abgeordneter (MdB Dr. Florian Dorn), Herr Staatsminister a.D. (Josef Miller)!
Lieber Markus (Ferber, MdEP), danke für die Einladung. [Scherzhaft:] Ich war viel zu früh hier, weil ich davon ausgegangen bin, dass Alexander Dobrinth die Grenzen kontrollieren würde. [Lacher]. Herzlichen Dank dafür, heute hier sprechen zu dürfen, in dieser wirklich beeindruckenden Abtei. Ein Ort der doch steht für Kontinuität, auch für Erneuerung und auf der anderen Seite für eine Art Widerstandskraft. Das brauchen wir auch in Europa und das – glaube ich – ist ein ganz guter Übergang.
Sie haben mit der Abtei den Stürmen der Geschichte getrotzt. Sie hat sich gewandelt und angepasst, aber nie ihre Grundwerte verloren. Und das ist auch etwas, was wir als Europäerinnen und Europäer brauchen. Die Abteien haben bewiesen, dass Institutionen – wenn sie lebendig bleiben – zur Stabilität beitragen, zum Zusammenhalt in der Gesellschaft insgesamt und das auch im aktuellen Jahrhundert.
Eben genau in diesem Geist dürfen wir auch auf unser gemeinsames europäisches Projekt blicken. Die Europäische Union – Europa – ist nicht nur geografischer Raum, sondern vor allem auch ein Werteverbund. Wir stehen für Frieden, für Freiheit und natürlich auch für Demokratie. Ich glaube schon, dass dieser raum diese Ideale, diese Werte verkörpert. Dieses vereinte Europa wurde möglich, weil sechs vorher verfeindete Staaten die Versöhnung gelebt haben, sich für Demokratie entschieden haben, für Freiheit, für Rechtsstaatlichkeit entschieden haben. Angesichts des verheerenden Krieges, dem wir in diesem Jahr intensiv gedenken, mit all dem Leid, das er über die Menschen gebracht hat und an dessen Ende wir heuer erinnern können.
Seit diesen 80 Jahren gehen Frieden und europäische Integration Hand in Hand gehen. Das vereinte Europa hat in dieser Zeit viele zusätzliche weitere Anhänger gefunden. Gleichzeitig reden wir tatsächlich wieder über Krieg in Europa. Und wie wir uns als Europäische Union gegen diesen Krieg schützen können. Wer hätte gedacht, dass das Friedensversprechen von damals in der heutigen Zeit so auf die Probe gestellt wird. Und das in einer Welt, in der eigentlich nichts als selbstverständlich angesehen werden kann, eine Welt, in der unsere Sicherheit auf der einen Seite vom Osten bedroht wird, und in der wir auf der anderen Seite im Westen unsere Beziehungen neu überdenken müssen. Da hat sich viel verändert. Wir haben uns in den letzten Jahren und Jahrzehnten vielleicht zu sehr auf diese Sicherheit – sowohl im Osten als dann auch im Westen – verlassen. In dieser Welt ist es, glaube ich, die Europäische Union, die uns zu einer Art Anker wird, die uns diese Werte gibt. Gerade in Krisen sollten wir Europäer und Europäerinnen zusammenhalten. Für das stehen wir auch. Und wir entdecken schon auch den Geist von damals wieder, den Geist von Mut, von Tatkraft, von Erneuerung. Es ist Zeit, dass Europa – gerade in Zeiten wie diesen – wieder aufsteht, um das europäische Projekt weiter voranzutreiben. Weil in unserer Gesellschaft, in unserer Gemeinschaft, in unseren Werten, in der Art wie wir leben, liegt die Kraft und die Kraft Europas insgesamt.
In unserem Job lieber Markus – Ehrenvorsitzender, wie ich heute gelernt habe, in unserem Job treffen wir regelmäßig mit Regierungsvertreter und Vertreterinnen von außerhalb der Europäischen Union zusammen. Bei jedem dieser Kontakte wird doch klar, wie die Europäische Union von außen wahrgenommen wird. Sie wird als stark wahrgenommen, als seriös, als verlässlich.
Ich bin überzeugt, dass die Stabilität und diese Vertrauenswürdigkeit eigentlich unsere Währung ist. Vielleicht wurde das in den letzten Jahren ein bisschen anders gesehen. Wir wurden in Europa vielleicht als langweilig, als zu seriös wahrgenommen. Aber jetzt – bei diesen Herausforderungen – stehen wir eben für diese Tigenden, für Verlässlichkeit, für Stabilitäten.
Das bringt uns in eine Situation, wo viele Regionen auf der Welt wieder näher an unserer heranrücken, näher mit uns kooperieren wollen. Ich denke an Malaysia, Indonesien und an Indien, auch ans Vereinigte Königreich. Das [der EU] zwar jetzt nicht morgen oder übermorgen wieder beitreten wird, aber doch diese Nähe zur Europäischen Union durchaus wieder sucht.
Wir können auf das Erreichte als Europäische Union deswegen insgesamt zu recht Stolz sein, können mit Zuversicht und und mit viel Selbstvertrauen in die Zukunft schauen. Wir brauchen dieses Selbstvertrauen in dieser neuen Weltordnung, die wir momentan erleben. Wie gesagt. Aus dem Büro und im besten ab und zu im Stich gelassen gefühlt, zumindest im Stich gelassen werden.
Aber ja, wir haben als Europäische Union natürlich viele Hausaufgaben zu machen. Wir müssen aus meiner Sicht wieder mehr Eigenverantwortung übernehmen. Wir müssen uns für unsere eigene Sicherheit einsetzen, wir müssen uns auch wirtschaftlich unabhängiger machen. Die Chancen sind durchaus da.
Es ist leider durchaus möglich, dass wir in den nächsten Jahren und Jahrzehnten unsere Verteidigungsfähigkeit unter Beweis stellen müssen. Da ist glaube ich keine Zeit mehr zu verlieren! Die Menschen in Europa fordern diese handlungsfähige Union, eine starke Union, eine starke EU, die auf der einen Seite verteidigt, die auf der anderen Seite schützt und ordnet.
Ebenfalls ein wichtiger Punkt – der Blick nach innen: Wir müssen unser europäisches Haus in Ordnung bringen, um dann die externe Dimension entsprechend angehen zu können. Weil wir natürlich alle wissen, dass unsere Demokratie durch konzertierte Aktionen momentan angegriffen wird, wir sehen teilweise Elemente einer neuartigen hybriden Kriegsführungen, mit denen wir uns auseinandersetzen müssen. Ich bin überzeugt, dass wir diesen Bedrohungen entschieden entgegentreten müssen, dass wir uns wappnen müssen. Auch, um uns immer wieder vor Augen zu führen, dass unsere Sicherheit und unsere Demokratie keine Selbstverständlichkeit ist und deswegen sind Anlässe wie heute so wichtig. Dass wir darüber reden und uns auch erinnern, an die positiven Dinge der letzten 80 Jahre. Wir feiern heuer 40 Jahre Schengen, darüber natürlich auch unsere Diskussionen haben, wie wir unsere europäisches Haus in Ordnung bringen müssen, damit Grenzkontrollen nicht mehr notwendig sind.
Wir haben die Situation, das extremistische Parteien erstarken, dass der Antisemitismus in der Europäischen Union ein durchaus alarmierendes Niveau erreicht hat. Wir sehen die die Sicherheit gefährdet, wir sehen in Europa vermehrt Gewalttaten vorkommen. Deswegen ist unsere Erinnerungskultur nicht nur unsere moralische Pflicht den Millionen von Opfern von damals gegenüber, sondern auch als notwendige Verantwortung für die Gegenwart, dann aber auch für unsere Zukunft. Darüber hinaus verlangt unsere Zeit, dass wir unsere Demokratie wehrhaft gestalten. Eine wehrhafte Demokratie schützt uns alle genau vor jenen Kräften, die unseren Zusammenhalt gefährden. Das bedeutet, dass wir unsere demokratischen Grundwerte schützen müssen und gleichzeitig auch klare Grenzen gegen diejenigen ziehen, die unsere Werte untergraben, die unsere Gemeinschaft als Europäische Union destabilisieren wollen.
In diesem Zusammenhang ist natürlich der Umgang mit der Migration enorm wichtig, wahrscheinlich eine der größten Herausforderungen unserer Zeit. Teilweise wird sie sogar als Waffe eingesetzt: Migration, die Menschen als Waffe einsetzt, gegen unsere Demokratie mit unserer Rechtsstaatlichkeit, als ein perfides Mittel der moderner hybrider Kriegsführung – wie vorhin angesprochen. An unserer östlichen Grenze werden Menschen von Russland und Weißrussland (Belaruss) ausgebeutet, werden Menschen instrumentalisiert, mit dem Ziel, die Einheit der Europäischen Union zu untergraben und die Sicherheit des Schengenraumes insgesamt zu gefährden. Ich habe das selbst gesehen, an der weißrussisch-polnischen Grenze, aber auch an der litauischen Grenze, dass es das wirklich gibt, wenn Menschen dazu verwendet werden, hier gegen Europa Krieg zu führen. Das ist unvorstellbar. Wir dürfen diesen feindlichen Staaten nicht erlauben, unsere Werte gegen uns selbst zu wenden. Und Werte sind eben auch ganz zentral beim Thema Migration, wenn ich auch einige Sätze dazu verlieren verlieren darf, weil es meiner angestammten Kompetenz in der Kommission enspricht.
Migration ist Realität – selbstverständlich! Und das wird sie auch weiterhin sein. Europa ist ein Kontinent der Vielfalt. Diese Vielfalt kann unsere Gesellschaft durchaus auch stärken, wenn man den Zuzug auch als Chance nutzt. Man muss immer zwischen der illegalen und der legalen Migration differenzieren. Das passiert in der öffentlichen und medialen Diskussion leider zu wenig.
Alleine schon wegen dem demografischen Wandel werden wir natürlich selbstverständlich für unseren Arbeitsmarkt eine legale Migration immer immer brauchen, dass wir uns im internationalen Talente-Wettbewerb durchsetzen. Das ist entscheidend, dass wir unseren Wohlstand auch wahren können, unseren Lebensstandard erhalten oder sogar verbessern können.
Also illegale Migration bekämpfen, legale Migration fördern, damit wir entscheiden, wer zu uns nach Europa kommt und nicht – wie wir es leider momentan allzu oft auch erleben – die Schlepper und Menschenhändler. Die Integration ist einer der Schlüsselfaktoren, „in Vielfalt vereint“ ist nicht umsonst der Leitspruch der Europäischen Union. Wir müssen dafür sorgen, dass dieses Miteinander gelebt wird, dass die Bürgerinnen und Bürger auch spüren, dass Zuzug nur kontrolliert geschehen darf, dass die Menschen, die zu uns kommen, auch integriert werden. Gleichzeitig brauchen wir – als klare Regelung – ein funktionierendes Migrationsmanagement, das Sicherheit garantiert und das illegale Strukturen bekämpft.
Wir müssen als verantwortliche Politiker den Menschen in Europa wieder das Gefühl zurückgeben, dass wir Kontrolle über das haben, was in Europa passiert. Und diese Balance zwischen Humanität auf der einen Seite, Ordnung auf der anderen Seite zwischen Schutz und Offenheit. Das ist keine leichte Balance. Das ist durchaus eine Herausforderung, aber sie ist unerlässlich.
Nur so können wir unser Haus Europa wieder in Ordnung bringen. Wir dürfen es nicht zulassen, dass Europa zwischen die Mühlen von den zersetzenden Kräften im Inneren sowie den „imperialen Additionen“, die sich doch auch immer wieder ergeben, gerät. Und deswegen ist mein Appell heute: Bewahren wir, was uns stark gemacht hat. Gestalten wir mit Mut das, was vor uns liegt – herausfordern ja, in herausfordernden Zeiten. Aber ich glaube durchaus an die Möglichkeit für die Europäische Union, diese Dinge mit einem Selbstbewusstsein anzugehen. Zusammenhalt war immer unsere Stärke, war immer die Stärke Europas. Demokratie war immer das Erfolgsrezept für unsere Sicherheit. Zusammen bilden sie den Friedensschirm für unseren Kontinent, für unser Zuhause, für unser Europa und ich glaube, wir müssen unser Haus, unser Zuhause, unser „Haus Europa“ auch deshalb schützen, damit die kommenden Generationen mit der gleichen Sicherheit, der gleichen Freiheit und auch dem gleichen Wohlstand leben können.
Herzlichen Dank und danke für die Einladung!
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Markus Ferber, MdEP
„80 Jahre Ende des Zweiten Weltkrieges in Europa – Verantwortung für ein friedliches und zukunftsfähiges Europa“
(Transkript steht noch aus!)
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Brigitte Ungler-Meyer berichtete am 1.7.2025 im Lokalteil der Memminger Zeitung („Warum Europa zusammenhalten muss. Europäische Kulturtage in Ottobeuren: EU-Kommissar Magnus Brunner spricht im Kloster über das Ende des Zweiten Weltkriegs und blickt auf die aktuelle Situation mit all ihren Krisen.“)