1931 – Matthäus Haugg malt eine „Ottobeurer Stammtischszene“

Titel

1931 – Matthäus Haugg malt eine „Ottobeurer Stammtischszene“

Beschreibung

Matthäus Haugg aus der ursprünglich Sontheimer Maler-Dynastie hat im letzten Jahr, das im gemeinsamen Werkverzeichnis als Gebrüder Alois und Matthäus Haugg angegeben ist – 1931 – eine schöne Stammtisch-Szene gemalt, die eindeutig Ottobeuren zugeordnet werden kann. Ob die vier Männer in einem Wirtshaus zusammensitzen (z.B. dem Bräuhaus-Stüble) oder in einer Privatwohnung, ist nicht ganz klar. Auf dem Tisch stehen drei Biergläser, die beiden Männer, die Mützen tragen, sind Pfeifenraucher.
An der Wand ist eindeutig das Cover des weit verbreiteten Werks „Steinhausers Kempter Kalender – Neuer Schreib-Kalender auf das gemeine Jahr nach der gnadenreichen Geburt unseres Herrn Jesu Christi 1931“ zu erkennen; diese Angabe ermöglicht uns die Datierung. Der Mann auf der rechten Seite hat eine Ausgabe des Ottobeurer Wochenblatts bzw. (ab April 1909) des Ottobeurer Volksblatts vor sich und gestikuliert deutlich. An der Wand hängt rechts oben eine Landkarte, auf der man die Ländernamen Schweiz und Österreich erkennt sowie – farblich abgesetzt – den Osten Frankreichs, Norditalien und Südwestdeutschland.

Das Gemälde von Matthäus Haugg stammt aus dem Nachlass des Ottobeurer Unternehmers Josef Kiener (Mühlbachstraße, ab den 80er Jahren wohnhaft in der Piechlerstraße). In 2025 kam es in einem Lagerraum des inzwischen anderweitig vermieteten Wohnhauses in bestem Zustand zum Vorschein. Zur Verfügung gestellt wurde es von Margit Martin, einer Tochter Kieners.

Die Familie Haugg stammte ursprünglich aus einer zu Sontheim gehörigen Einöde „Bergbauer“, das ursprüngliche schlossähnliche Wohnhaus steht seit einigen Jahren leider nicht mehr. Alle fünf Geschwister wurden Kirchenmaler. Am 7. Mai 1904 erschien im Ottobeurer Wochenblatt erstmals eine Geschäftsanzeige (ein zweites Mal am 14. Mai). Von der Kirchenmalerei alleine konnte man offensichtlich nicht leben, die Palette der Angebote war deshalb sehr umfassend, sie reichte vom Farben- und Tapetenhandel, Lackierarbeiten, Firmenschildern, Fahnen- und Wappendekoration bis zur Theatermalerei. Als Adresse war nur „nächst dem Hirsch“ angegeben. Heute befindet sich an der Stelle das morderne Sparkassengebäude; hier eine Aufnahme des Ateliers vom Mai 1904.

Im Jahr 2004 feierte man bei der „Kirchenrestaurierung Haugg“ in Buxheim das 100-jährige Firmenjubiläum. Der Fest-Flyer listet das Werkverzeichnis von Alois und Matthäus Haugg für die Jahre 1904 - 1931, danach wird Matthäus nicht mehr genannt. Von Matthäus Haugg ist sein Bild zum Thema „100 Jahre Stille Nacht“ von 1918 bekannt, das sich als Ansichtskarte verbreitete.

Das hier abgebildete Ölgemälde (auf Leinwand, Format ohne Rahmen 38 x 58 cm) wurde am 15.8.2025 abfotografiert und nachbearbeitet.

Urheber

Matthäus Haugg

Quelle

Margit MARTIN

Verleger

Helmut Scharpf

Datum

1931-01-15

Rechte

gemeinfrei