19.06.2018 - Spatenstich für das Hochwasserrückhaltebecken in Eldern

Titel

19.06.2018 - Spatenstich für das Hochwasserrückhaltebecken in Eldern

Beschreibung

Wenn schon mal ein bayerischer Minister in Ottobeuren vorbeischaut, dann muss das Vorhaben bedeutend sein. Das ist beim Bau einer ganzen Reihe von Rückhaltebecken an der Westlichen und Östlichen Günz sicherlich der Fall. Das Wasserwirtschaftsamt Kempten begann 2007 damit, die nötigen Einzelmaßnahmen zu koordinieren, mit dem Ziel, einen Hochwasserschutz für alle Günztalgemeinden zu erreichen. In fünf großen Rückhaltebecken – neben Ottobeuren auch in Westerheim, Engetried, Sontheim und Frechenrieden – sollen zukünftig bis zu acht Millionen m³ Wasser zurückgehalten werden können. Zusammen mit dem Bund steuert der Freistaat die Hälfte der 56 Mio Euro bei - plus fünf Millionen Euro für den ökologischen Gewässerausbau. Die sieben hauptbeteiligten Kommunen finanzieren die andere Hälfte; der Anteil Ottobeurens beträgt 16%, wobei sich die Summen durch den Beitritt Erkheims zum Zweckverband zum 01.01.2019 wahrscheinlich noch etwas verändern werden.
Auch der Landkreis Unterallgäu bekannte sich mit einer Beteiligung am Zweckverband Hochwasserschutz zu seiner Verantwortung: Er trägt 20% der Unterhaltskosten. In Eldern 20 wurde für die Zeit der Bauarbeiten ein Informationsbüro eingerichtet, das Jan Bielefeld betreut.

Im Ottobeurer Ortsteil Eldern wurde am 19. Juni 2018 nunmehr der Spatenstich für das erste Becken gefeiert. Mit dabei Staatsminister für Umwelt und Verbraucherschutz (und MdL) Dr. Marcel Huber, der Leiter des Wasserwirtschaftsamtes Kempten Karl Schindele, MdB Stephan Stracke, MdL Manfred Pohl, MdL und Beauftragter der Bayerischen Staatsregierung Klaus Holetschek, der Unterallgäuer Landrat Hans-Joachim Weirather, Ottobeurens Bürgermeister German Fries sowie viele weitere Prominenz aus der Lokalpolitik und dem Umland und Anwohner. Das Vorhaben ist Teil des Nationalen Hochwasserschutzprogramms des Bundes. Die Fertigstellung soll in zwei Jahren erfolgen. Erste Maßnahmen wie der Bau einer Baustraße sowie die Verlegung des Boschachbaches sind bereits umgesetzt. In der nächsten Woche (ab 25.6.2018) beginnen die ersten Betonbaumaßnahmen im Dammbereich. Dr. Huber erinnerte an die Hochwasserkatastrophe in Niederbayern 2013 , an die Katastrophe in Simbach 2016 mit sieben Toten sowie an die drei wärmsten Jahre seit Beginn der Temperaturaufzeichnungen. Extreme Wetterereignisse werden zukünftig noch häufiger stattfinden. Der Klimawandel ist da!“ Im Dialekt: Es reng't ja nimmer, es schütt' bloß no und dazwisch'n ham'mer a Dürre. Wir seien Teil einer völlig unberechenbaren Wetterentwicklung. Deshalb das Resümee des Ministers: Wir wollen Bayern ganz besonders hochwasserfest machen, auch in Zeiten des veränderten Klimas. Für die Zeit bis 2020 wurde deshalb ein bayerisches Hochwasserschutzprogramm mit einer Dotierung von 3, 4 Milliarden Euro auf den Weg gebracht. Seit 2013 konnten auf diese Weise schon 70.000 Bürger zusätzlich vor einem 100-jährlichen Hochwasserereignis geschützt werden, seit 2001 wurden in Bayern 500.000 Menschen vor Schäden bewahrt. Jeder investierte Euro kann sieben Euro Schaden verhindern. Das Schadenspotential eines 100-jährlichen Hochwassers bezifferte Dr. Huber für unsere Region mit 160 Millionen Euro. Der Minister war erst vor Kurzem an einem (nicht näher bezeichneten) Ort, der innerhalb von nur sieben Jahren gleich drei 100-jährliche Hochwasserereignisse hatte.

Den Baubeginn in Ottobeuren bezeichnete er als einen Meilenstein in der Realisierung des Gesamtprojektes. Die Gemeinden an der Günz seien eine starke Verantwortungsgemeinschaft, so der Staatsminister.
Das Bayerische Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz hat zum Ereignis eine Pressemitteilung herausgegeben.

Die weiteren Redebeiträge werden noch aufgearbeitet. Fürs erste sind zumindest die Bilder eingestellt. Sie können sich hier außerdem ein 51-Sek.-Video vom Moment des Spatenstichs“ für den Hochwasserdamm ansehen.
https://youtu.be/jOfDjPTKpys (Den Link ggf. einfach in ein neues Fenster kopieren.)

David Specht berichtete am 20.06.2018 (S. 27) für die Memminger Zeitung (Meilenstein beim Hochwasserschutz).
Laut eines Artikels vom 08.12.2017, bei dem es im Wesentlichen um die seit Langerem laufenden Sanierungsuntersuchungen der Altdeponie Ottobeuren-Eldern und die Errichtung weiterer Messstellen ging, war von einer Projektsumme für das Elderner Becken von 14,5 Millionen Euro die Rede.
Erste Rodungsarbeiten waren bereits Ende November 2017 erfolgt; eine weitere Maßnahme war der Neubau von Fischteichen bei der Fischzucht Ripfel, da ein Teil des Geländes in den Anstaubereich ragt.
Der Bereich des zukünftigen Hochwassersammes heißt im Volksmund „Tiergarten“; warum, ist noch unklar.

Am 19.07.2014 wurde in der Zeitung die Gründung des Zweckverbandes Hochwasserschutz Günztal gemeldet. Am Ende des Artikels hieß es: Als erste Maßnahme soll der Damm in Eldern in Angriff genommen werden. Die Fertigstellung ist bis Ende 2017 geplant.

Die Staatsstraße 2011 musste vom 25.03.2019 bis voraussichtlich Mitte Juni 2019 gesperrt werden. Hier geht es zur Pressemittteilung des Wasserwirtschaftsamts zur Straßensperrung.

Zwei spätere Fotos zeigen den Stand der Bauarbeiten am 11.12.2019.

Extreme Hochwasserereignisse gab es in Ottobeuren auch schon in früherer Zeit, so z.B. im Jahr der französischen Revolution, 1789.

Aktualisierung 10.12.2020:

Das Hochwasserbecken ist seit August 2020 betriebsbereit, im Beisein von Umweltminister Thorsten Glauber fand am 22.09.2021 die offizielle Einweihung  statt (s. Fotos). Im Dezember 2020 wurde die Kostensteigerung des Hochwasserrückhaltebeckens (HRB) öffentlich gemacht. Laut Memminger Zeitung vom 11.12.2020 (Hochwasserschutz kommt voran. Zweckverband hofft wegen Kostenexplosion auf Geld vom Freistaat“; S. 26) sei in der letzten Sitzung des Hochwasserschutz-Zweckverbandes eine Summe von 16,9 Millionen Euro genannt worden. Weniger als die befürchteten 20,4 Mio Euro, aber 47% über der ursprünglichen Kostenberechnung von 2010. Das Kostenvolumen aller Becken wurde mit 70 Millionen angegeben. Was den Anteil Ottobeurens angeht, so wird der Markt Ottobeuren am Elderner Becken nun 1,7 Millionen tragen müssen, statt der knapp über einer Million Euro, die einstmals veranschlagt worden waren.
Als nächstes stünde der Bau des HRB Frechenrieden an (8 Millionen, Kostensteigerung 56%). Die Vorarbeiten sollen 2022 beginnen, der eigentliche Bau 2023.

(Fotos und Video: Helmut Scharpf, 06/2018)

Urheber

Helmut Scharpf

Quelle

Helmut Scharpf

Verleger

Helmut Scharpf

Datum

2018-06-19

Rechte

gemeinfrei